Kontext

DIE PRODUKTION INDUSTRIELLER GÜTER WIRD IN ZUKUNFT GANZ ANDERS ABLAUFEN ALS BISHER. IN DER PILOTFABRIK DER TU WIEN WIRD ERFORSCHT, WIE INTELLIGENTE PRODUKTION FUNKTIONIERT.

Produkte zu fertigen ist heute mehr als bloß eine Maschine aufzustellen und auf den großen grünen Knopf zu drücken. Die industrielle Produktion wird immer komplizierter und vernetzter. In Zukunft wird man in der Produktion einzelne Arbeitsschritte nicht mehr getrennt voneinander betrachten können, alle Bereiche der Produktion werden informationstechnisch vernetzt und aufeinander abgestimmt. Die TU Wien setzt nun einen wichtigen Schritt in das neue Zeitalter der Produktion – in der Pilotfabrik der TU Wien wird erforscht und getestet, wie die Industrie von morgen aussehen soll.

DAS INTERNET DER DINGE

Kluge IT-Systeme werden in Zukunft dafür sorgen, dass verschiedene Maschinen optimal aufeinander abgestimmt sind und aufeinander reagieren – man spricht in diesem Zusammenhang oft von „Industrie 4.0“ oder „Smart Production“ auf Basis des „Internets der Dinge“ oder Cyber-Physischer Systeme. Weder soll es zu Leerläufen kommen, etwa weil benötigte Bauteile noch nicht vorhanden sind, noch sollen durch Überproduktion in einem Arbeitsschritt Lagerkosten entstehen, auf Ausfälle soll das System klug reagieren. Die Planung wird dabei nicht von Menschen an einer zentralen Schaltstelle übernommen, sondern durch Kommunikation zwischen den einzelnen Geräten maßgeblich unterstützt. Auch Zuliefererindustrie und Vertrieb lassen sich in das Gesamtsystem mit einbauen. Das bringt viele Vorteile: Die Produktion wird schneller, billiger und energiesparender, außerdem wird es möglich sein, viel besser als bisher auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. Individuell angepasste Produkte herzustellen ist viel schwieriger als ein einzelnes Massenprodukt zu fertigen. Daher werden in der TU Wien Pilotfabrik neue Strategien entwickelt, individualisierte Produkte in sehr kleinen Losgrößen mit hoher Effizienz zu produzieren. Durchgängige digitale Abbilder vom Produkt und dem Produktionssystem spielen dabei eine entscheidende Rolle.

PRAXISNAH EXPERIMENTIEREN IN DER PILOTFABRIK

Um solche neue Strategien für die Industrie entwickeln, testen und verbessern zu können, benötigt man ein realistisches Testumfeld – echte Maschinen, echte Produktionsketten und auch ein echtes Produkt. In der Pilotfabrik an der TU Wien entschied man sich für Bauteile von 3D-Druckern, weil es sich dabei um relativ komplexe Objekte handelt, die sich in einer Vielzahl von Varianten produzieren lassen. Die Produktion ist daher ausreichend herausfordernd, um wissenschaftlich interessant zu sein.

IDEEN FÜR DIE INDUSTRIE

Die Pilotfabrik ist aus mehreren Gründen wichtig: Wissenschaftliches Know-How über optimale Produktionstechniken soll entwickelt werden, das dann der Wirtschaft zu Gute kommt. Gleichzeitig spielt die Pilotfabrik eine entscheidende Rolle für die Lehre der TU Wien. Die Studierenden können dort die gesamte Wertschöpfungskette kennenlernen und mitentwickeln – von der Konstruktion über die Produktion und Montage bis zu Qualitätssicherung und Logistik. Es soll dort möglich sein, neue Prototypen und neue Verfahrenstechniken zu entwickeln. Nicht zuletzt soll die Pilotfabrik auch für Weiterbildung genutzt werden – Fachkräfte aus dem Produktionsbereich sollen dort neue Ideen kennenlernen, die sie dann in den eigenen Betrieben umsetzen können.

EINE REINDUSTRIALISIERUNG EUROPAS?

Dass sich die Produktionstechnik weltweit verändert, ist unbestreitbar. Dass durch zunehmende Automatisierung auch Arbeitsplätze verlorengehen, ist wohl unvermeidlich. Dennoch – oder gerade deshalb – ist es für Europa wichtig, auf moderne Produktionstechniken zu setzen. Durch verbesserte Produktion kann erreicht werden, dass ausgelagerte Produktionsprozesse wieder nach Europa zurückgeholt werden. Flexibilität, Adaptivität und die Fähigkeit, ein Produkt schnell in die Produktion umzusetzen ist oft wichtiger als niedrige Lohnkosten. So kann Industrie 4.0 den europäischen Produktionssektor stärken und zu einer Reindustrialisierung führen.

Ziele

Die Pilotfabrik Industrie 4.0 verfolgt drei inhaltliche Schwerpunkte.

Die inhaltlichen Schwerpunkte der TU Wien Pilotfabrik Industrie 4.0 fokussieren auf die diskrete, variantenreiche Serienfertigung bis hin zur Fertigung in kleinsten Stückzahlen (Losgröße 1, „High-Mix and Low-Volume“). Es werden dabei in einem integrativen Zugang sämtliche Aspekte der Produktentstehung von der Gestaltung bis hin zur Montage inkludiert. Die Themen, die sowohl in der Forschung wie auch in der Ausbildung im Rahmen von Demonstrationsszenarien adressiert werden, widmen sich aktuellen Fragestellungen aus der Industrie und sollen dazu Lösungsansätze repräsentieren.

 

UNTERNEHMENSBRANCHEN

auf welche diese inhaltliche Ausrichtung fokussiert.

Die Zielgruppe sind insbesondere auch Unternehmen kleinerer und mittlerer Größe. Deren Bedarfe und Interessenfelder sind von den beteiligten Instituten im Rahmen der engen Kooperationskontakte erhoben werden.

Maschinenbau

Anlagenbau

Automobilindustrie